No comment! – Für viele Anwälte ist das keine Option mehr, wenn sie von Journalistinnen und Journalisten nach Details zu ihrem Fall befragt werden. Vielmehr gelangen Anwälte respektive von ihnen beauftragte Litigation-PR-Agenturen an die Redaktionen, bieten Exclusivinterviews, Hintergrundgespräche, Zusatzinfos und versenden Medienmitteilungen.

Wie funktioniert diese eher neue Disziplin der PR? Und welche Folgen hat sie für die Rechtsentwicklung und für die Justizberichterstattung in den Medien.

An einem Columni-Podiumsgespräch durfte ich am 23. Mai 2017 Linus Jäggi, den Verteidiger im Fall Walker, der Gerichte und Medienöffentlichkeit seit knapp acht Jahren beschäftigt, die Zürcher Obergerichts-Mediensprecherin Andrea Schmidheiny und den langjährigen Tages-Anzeiger-Justizreporter Dr. Thomas Hasler befragen.

Hier die wichtigsten Thesen – und offenen Fragen der Diskussion:

  • Medien üben auch hier eine wichtige Wächterfunktion aus: Tendenzen, Medienschaffende zum Beispiel von Verhandlungen auszuschliessen, sind heikel. Ebenso heikel sind mediale Vorverteilungen.
  • Indem Justizberichterstatterinnen und -erstatter die oft komplexen juristischen Auseinandersetzungen für ihr Zielpublikum verständlich und gleichzeitig für ein Fachpublikum korrekt präsentieren, können sie zur Rechtsentwicklung beitragen.
  • Darin liegt aber auch eine Gefahr: Richterinnen und Richter sind beeinflussbar durch Medienberichterstattung, das zeigen Untersuchungen. Kommt es also nach polemischer Berichterstattung auch zu einem höheren Strafmass?
  • Auch Politikerinnen und Politiker springen schnell auf medial intensiv bewirtschaftete Justizthemen auf, sei dies Jugendstrafvollzug, obligatorische Hundekurse oder Anti-Rasermassnahmen. Wie verhältnismässig und nachhaltig die politischen Massnahmen sind, sei dahingestellt.
  • Auch in diesem Bereich gilt: Je mehr Stellenprozente und Know how auf Redaktionen abgebaut werden, desto grösser ist der Einfluss der PR. Langjährige und fachkompetente Justizreporterinnen und -reporter können Inputs der beteiligten Parteien und ihrer PR-Strategen einordnen und gewichten – Praktikanten eher weniger.

 

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