von Claudia Sedioli | 30. Dezember, 2024
«Ende gut – Haldengut». Der Werbeslogan der Winterthurer Brauerei ist auch über Winterthur hinaus bekannt. Weniger bekannt ist der Unternehmer Fritz Schoellhorn (1863–1933), der die Brauerei durch bewegte Zeiten steuerte. Das 362. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek erzählt, wie das Bier nach Winterthur kam und wie der Haldengut-Patron das Brauwesen nicht nur hier, sondern im ganzen Land prägte.
Unter dem Titel «Bier in Winterthur. Fritz Schoellhorn und die Brauerei Haldengut (1880 – 1930)» beleuchtet das Buch die Anfänge der industriellen Bierproduktion in Winterthur. Es zeichnet ein Bild des Haldengut-Patrons als Unternehmer, Bürger, Familienvater und nicht zuletzt als Verfasser verschiedenster Publikationen. Mit naturwissenschaftlicher Forschung entwickelte er das Brauen vom Handwerk zur Technologie. So führte er Haldengut trotz Rückschlägen zum Erfolg und revolutionierte das schweizerische Brauwesen. Fotografien und weitere Dokumente aus Privatbesitz öffnen ein Fenster in die Zeit von der Industrialisierung bis in die Zwischenkriegszeit.
Bier in Winterthur. Fritz Schoellhorn und die Brauerei Haldengut (1880 – 1930). 362. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur. Mit Beiträgen von Dominik Landwehr, Kathrin Moeschlin, Nadia Pettannice, Andreas Schoellhorn und Claudia Sedioli. Redaktion Claudia Sedioli, Grafik Claudia Wehrli. 160 Seiten, 130 Fotografien, Chronos Verlag Zürich. Das Buch ist für Fr. 44.- in der Stadtbibliothek oder im Buchhandel erhältlich.
von Claudia Sedioli | 20. Dezember, 2024
In diesem Jahrbuch geht es um Träume und Visionen, die Winterthur und die Menschen, die dort leben, voranbringen. Der deutsche Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt meinte zwar: «Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.» Die Stadt Winterthur lebt aber davon, dass Visionärinnen und Visionäre ihre Träume ernst nehmen und verwirklichen. Deshalb hat dieses Jahr die frisch renovierte Villa Flora ihre Türen wieder geöffnet und gibt es in Winterthur eine Literatur- und Spoken-Word-Reihe an lauschigen Orten. Deshalb haben sich diesen Sommer Hunderte von Jonglage- und Zirkusfans aus aller Welt im Eulachpark getroffen.
Andere Winterthurerinnen und Winterthurer träumten von Wölfen im städtischen Wald, von einem wieder lokal gebrauten Bier, von einer umfassenden Ingenieursausbildung oder einem Lokalradio. In diesem Jahrbuch begegnet man Menschen, die ihre Träume, ihre Visionen lebten – allen Widrigkeiten zum Trotz. Zum Beispiel die «Wolfsmutter» Ruth Werren, der Patron der Brauerei Stadtguet oder der Gründer von – damals – Radio Eulach.
Auch im Bereich von Technik und Industrie wird geträumt: Normen wie ISO oder DIN sind nicht das Erste, was mit Visionen in Zusammenhang gebracht wird. Aber weil Anfang des 20. Jahrhunderts die Vision einer schweizweiten Normierung von Industriegütern aufkam, wirkt nun gut hundert Jahre später die Schweizerische Normen-Vereinigung von Winterthur aus. Seit 150 Jahren lebt die Vision eines «Technikums für die Schweiz» an der ZHAW School of Engineering, nun wird ein neues Campus entstehen.
von Claudia Sedioli | 21. Januar, 2024
Erfolg feiern und belohnen wir in unserer Gesellschaft. Auf fremde Fehler wird gerne hingewiesen, eigene Niederlagen oder gar eigenes Scheitern werden schamhaft verschwiegen. Dass oft gerade Hinfallen, Aufstehen und Weitermachen zum Ziel führen, ist Thema in diesem Jahrbuch.
Die Start-up-Szene pflegt das Ritual, eigene Fehler und Niederlagen öffentlich zu machen – denn aus dem Scheitern können neue Entwicklungen entstehen. Auch die Mitglieder des Entrepreneur Club Winterthur hatten einige Niederlagen wegzustecken, bis die Winterthurer Start-up-Nights zu dem wurden, was sie heute sind: Fixpunkt in der Agenda von rund 8000 Entrepreneurinnen und Entrepreneuren aus der ganzen Schweiz – oder solchen, die es werden wollen.
Der Verein Deutschintensiv Solinetz hilft nach Winterthur geflüchteten Menschen beim Aufstehen und Weitermachen: 90 Freiwillige geben unentgeltlich Deutschunterricht für bis zu 180 Kursteilnehmende – teilweise so erfolgreich, dass ehemalige Deutschschülerinnen nun selbst unterrichten.
Dass Hartnäckigkeit hilft, weiterzumachen, wenn Probleme auftauchen, hat auch Hermann Dähler erlebt: Der gelernte Ingenieur setzt sich seit den 1970er-Jahren für den Naturschutz in Winterthur ein: In der Stadtverwaltung, als Mitglied der
städtischen Naturschutzkommission und als passionierter Ornithologe hat er dafür gesorgt, dass neue Naturschutzgebiete entstanden, die heute Lebensräume für verschiedenste Pflanzen und Tiere sind.
Hinfallen und Aufstehen kennt der Snowboardcrosser Kalle Koblet im wahrsten Sinne des Wortes. Der Grat zwischen Erfolg und Scheitern ist schmal, wie der 26-Jährige aus Gotzenwil in seiner Karriere, die 2017 mit dem Titel des Junioren-Weltmeisters lanciert wurde, schon mehrfach erfahren musste. Der grosse Exploit blieb mehrmals aus, bis im März 2023 in seinem 58. Weltcuprennen endlich alles zusammenpasste.
von Claudia Sedioli | 28. November, 2022
Aus dem Baumaterial einer Flüchtlingsunterkunft lässt eine Kirchgemeinde einen temporären Anbau an die alte Dorfkirche erstellen: Ein Kunstraum auf Zeit wird dem Thema «Flucht und Heimat» gewidmet. Wechselnde Ausstellungen ziehen Publikum weit über die Kirchgemeinde hinaus an.
Das Konzept zu entwickeln für die Abschlussbroschüre dieses befristeten Projekts und die Vielfalt der künstlerischen Interpretation des Themas in Wort und Bild festzuhalten, war eine bereichernde Aufgabe mit interessanten Menschen und komplexen Themen.
von Claudia Sedioli | 22. November, 2022
Nach zwei Jahren Leben mit der Corona-Pandemie und dem Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine rückt dieses Jahrbuch Gemeinsinn, Solidarität und Gemeinschaft ins Zentrum.
Natürlich ist es Zufall, dass die Überbauung Vogelsang genau im vergangenen Herbst eröffnet wurde. Aber der Beitrag mit Blick in die Wohnungen und Gemeinschaftsräume des bunten Wabenbaus am Stadteingang zeigt, wie wohl den Bewohnerinnen und Bewohnern Zusammensein, Zusammenhalt und Gesellschaft tun.
Zufall ist es auch, dass der FC Winterthur seit dieser Saison nicht mehr erstklassig zweitklassig, sondern – im Moment – zweitklassig erstklassig spielt. Dieses Jahrbuch zeigt die denkwürdigen Bilder der Aufstiegsparty. Und es rückt mit einem Porträt über den Illustrator Jan Zablonier einen ins Zentrum, der schon seit über zwanzig Jahren die Gemeinschaft rund um den FC Winterthur mit einer Prise Humor grafisch zur Geltung bringt.
Wirklich Zufall war, dass kurz nach Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine eine junge Winterthurerin im Hotel Wartmann Ukrainerinnen mit ihren Kindern antraf, die nur mit den Kleidern am Leib geflüchtet waren. Sie organisierte spontan Hosen, Pullis, Windeln – was auch immer benötigt wurde. Gemeinsinn und Solidarität waren es, die daraus die Hilfsaktion «Free Boutique» entstehen liessen, die geflüchtete Menschen noch heute unterstützt.
So berichtet dieser Jahrbuch-Band von verschiedensten Gemeinschaften, verschiedensten Menschen, die in Winterthur wirken und die Stadt prägen. Auch ein Nachschlagewerk Wie schon in den vorhergehenden Jahrbüchern sorgen Beiträge über Persönlichkeiten und spannende Projekte aus Architektur, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft für weitere neue Perspektiven auf Winterthur.
Der Dokumentationsteil zu Politik, Architektur und Kultur macht das Jahrbuch zudem zum Nachschlagewerk.
Die Gesellschaft Winterthurer Jahrbuch gibt das traditionsreiche Winterthurer Jahrbuch zum zehnten Mal heraus. Die Publikation existiert seit 1954. Dominik Bruderer und Martin Wittwer sind seit 2013 die Herausgeber.
Dominik Bruderer, Claudia Sedioli und Regina Speiser bilden die Redaktion. Winterthurer Jahrbuch 2022 210 Seiten, gebunden ISBN 978-3-9524858-5-9 Preis: CHF 39.00 Erscheinungstermin: 11. November 2022
Erhältlich in Winterthurer Buchhandlungen sowie hier.